„Von meiner Heimatstadt ist nichts mehr übrig“

Ein Mädchen und ihre Katze in einem Notlager im syrischen Salqin. Foto Anas Alkharboutli/dpa

Tugba Ecem Sakalli aus Hatay lebt seit kurzem in Würzburg. Ihre Heimatstadt war das Epizentrum der Erdbebenkatastrophe. Um ihrer Familie vor Ort beim Wiederaufbau zu helfen, rief die Doktorandin eine Spendenkampagne auf GoFundMe ins Leben

Tugba Ecem Sakalli aus Hatay lebt seit kurzem in Würzburg, wo sie promoviert; als das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien auch ihre Familie trifft, muss sie aus der Ferne das Elend mitansehen. Ihre Angehörigen leben in Hatay, dem Epizentrum der Katastrophe, und haben alles verloren. Um ihrer Familie vor Ort beim Wiederaufbau in ein neues Leben zu helfen, rief die Doktorandin eine Spendenkampagne auf GoFundMe ins Leben.

„Wir haben viele Freunde und Verwandte verloren“

„Meine Heimatstadt Hatay ist eine der am stärksten betroffenen Städte. Von der Stadt ist nichts mehr übrig und auch meine Familie ist schwer betroffen. Wir haben so viele Freunde und Verwandte in der Region verloren. Die Rettungsteams kamen so spät und verließen die Häuser meiner Verwandten, da sie keine Stimmen mehr hören konnten. Während wir jetzt auf wundersame Nachrichten von denjenigen warten, die wir nicht erreichen konnten, versuchen wir gleichzeitig, ein neues Leben für die Überlebenden aufzubauen“, berichtet Sakalli.

Die Gebäude sind entweder eingestürzt oder unbewohnbar. Die Überlebenden sind traumatisiert, sie haben ihre Lebensweise, jede einzelne Erinnerung an unsere Vergangenheit und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. „Sie werden nicht mehr in die Stadt zurückkehren können, das wissen wir. Nicht einmal die Ruinen können in vielleicht einem Jahr gereinigt werden. Die Menschen werden in Massengräbern mit Baumaschinen verscharrt, wir können die Leichen unserer geliebten Menschen nicht mitnehmen.“

Erdbeben-Türkei-Syrien-Würzburg
Trümmer im türkischen Hatay. Foto Clodagh Kilcoyne/POOL REUTERS/AP/dpa

Alle ihre Familienmitglieder versuchen, die Region zu verlassen, da ihre Häuser und Arbeitsplätze eingestürzt sind und es nichts mehr zu retten gibt. „Jetzt müssen wir für die Überlebenden ein neues Leben aufbauen, um ihnen Hoffnung und Mittel für den Start in ein zweites Leben zu geben“, schreibt Sakalli auf der Seite des Spendenaufrufs.

Kurz nach dieser Nachricht gab es ein zweites Beben; die Lage hat sich weiter verschlimmert.

Selbsthilfe statt vergeblichem Warten

5.000 Euro möchte sie für ihre Verwandten in der türkischen Erdbebenregion sammeln und folgt damit einem neuen Trend, der sich in diesem Erdbeben erstmalig manifestiert: Die selbstorganisierte Hilfe. Denn es sind in erster Linie Mitglieder der türkischen und syrischen Diaspora, die Spendenkampagnen und Hilfskonvois organisieren, während viele zerstörte Ortschaften auch über eine Woche nach dem Erdbeben noch immer vergeblich auf staatliche Hilfe oder Unterstützung durch Hilfsorganisationen warten.

Auf GoFundMe sind so allein durch über 800 deutsche Spendenkampagnen bereits mehr als 1,3 Millionen Euro in weniger als zwei Wochen zusammengekommen, täglich kommen neue Spendenkampagnen, fast ausschließlich durch die türkische Diaspora initiiert, dazu.

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