David-Schuster-Realschule: Gemeinsam gegen das Vergessen

Kultusminister Michael Piazolo , Kultusstaatssekretärin Anna Stolz und Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, zu Besuch an der David-Schuster-Realschule in Würzburg. Foto Julien Becker/StMUK

Kultusminister Michael Piazolo mit Kultusstaatssekretärin Anna Stolz und Dr. Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, zu Besuch an der David-Schuster-Realschule in Würzburg

65 Jahre sind vergangen, seit David Schuster zum ersten Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Würzburg nach dem Zweiten Weltkrieg gewählt wurde. Nach seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald und seiner Emigration nach Palästina war Schuster im Jahre 1956 nach Unterfranken zurückgekehrt. Für seine Verdienste und sein enormes Engagement für das jüdische Leben und das jüdische Vermächtnis in Deutschland erhielt David Schuster 1972 das Bundesverdienstkreuz.

Die Erinnerung an ihn ist bis heute lebendig und so trägt die Würzburger Realschule an der Sandbergerstraße, in deren Hauptgebäude zwischen 1931 und 1938 die Israelitische Lehrerbildungsanstalt (ILBA) beheimatet war, seit rund 20 Jahren den Namen David-Schuster-Realschule.

Die Israelitische Lehrerbildungsanstalt (ILBA) war weit über Würzburg hinaus bekannt als eine der Ausbildungsstätten für jüdische Religionslehrer. Die Schulfamilie ist dementsprechend stolz auf ihre Geschichte und ihren Namen und sieht in ihm auch die Verpflichtung, das Gedenken an David Schuster und seine Geschichte wach zu halten. Es ist also kein Zufall, dass die Erinnerungskultur und die Aufklärungsarbeit über die Deportationen der Würzburger Juden seit Jahren zu den Schwerpunkten im Schulleben zählen.

„Sich mit der Geschichte auseinandersetzen und aus ihr lernen“

Am vergangenen Freitagvormittag überzeugten sich Kultusminister Michael Piazolo und Kultusstaatssekretärin Anna Stolz gemeinsam mit Dr. Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland und Sohn von David Schuster, bei einem gemeinsamen Besuch von der lebendigen Erinnerungsarbeit der Schule.

Kultusminister Michael Piazolo hob dabei die Bedeutung und die Notwendigkeit der intensiven schulischen Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen, insbesondere mit der Schoa, hervor: „Unsere heutigen Schülerinnen und Schüler tragen nicht die Verantwortung für die unbeschreiblichen Verbrechen und Gräueltaten, die Menschen jüdischen Glaubens während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Deutschland ertragen mussten. Doch es ist die Aufgabe und die Pflicht der jungen Menschen, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und aus ihr zu lernen. Mit der lebendigen und fest im Schulleben verankerten Erinnerungskultur gelingt dies an der Würzburger DavidSchuster Realschule vorbildlich. Ich kann alle Beteiligten nur dazu aufrufen, diesen Weg weiter zu beschreiten, denn Ausgrenzung und Hass dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.“

David-Schuster-Realschule
Kultusminister Piazolo und Staatssekretärin Anna Stolz mit Dr. Josef Schuster (Mitte) vor dem Gebäude der ehemaligen Israelitischen Lehrerbildungsanstalt. Foto Julien Becker/StMUK

Demokratie muss verteidigt werden

Die aus Unterfranken stammende Kultusstaatssekretärin Anna Stolz ist eng mit Würzburg und der Region verbunden. Auch sie zeigte sich sehr angetan von den Projekten der David-Schuster-Realschule und betonte: „Die Schicksale der mehr als sechs Millionen Opfer der Schoa dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Es ist beeindruckend zu sehen, mit wieviel Engagement und Leidenschaft die Würzburger Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrkräften gegen das Vergessen und damit auch gegen ein Wiedererstarken rechtsextremistischen Gedankenguts eintreten. Uns muss klar sein: Demokratie und Menschenwürde sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen immer wieder aufs Neue verteidigt werden. Dabei sind Bildung und Erziehung das wirksamste Mittel gegen Hass und Intoleranz. Dieses Signal sendet die David-Schuster-Realschule in die Region und wird so ihrem großen Namen gerecht.“

Auch Dr. Josef Schuster erklärte dabei: „Es freut mich, dass die Tradition des Gebäudes als ehemalige Israelitische Lehrerbildungsanstalt heute noch durch die Erinnerungsarbeit in der David-Schuster-Realschule weitergeführt wird. Die Erinnerung an das durch die Schoa ausgelöschte blühende jüdische Leben hier in Würzburg wird dadurch vor dem Vergessen bewahrt.“

Erinnerungskultur an bayerischen Schulen

Die David-Schuster-Realschule hat die Erinnerungskultur mit vielen verschiedenen Projekten fest im Schulleben integriert. So begeben sich in jedem Jahr stellvertretend für die Schulgemeinschaft Vertreter aller Klassen zusammen mit Lehrkräften, Schulleitung sowie einer Repräsentantin der Kirche auf den „Weg der Erinnerung“, um an verschiedenen Stationen der Opfer der ersten Deportation von Jüdinnen und Juden aus Würzburg im November 1941 zu gedenken.

Hinzu kommen die Mitwirkung an Projekten wie „Meet a Jew“, verschiedene Zeitzeugenbesuche an der Schule oder die Teilnahme von Schülerinnen und Schülern bei der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag auf dem jüdischen Friedhof in Würzburg.

David-Schuster-Realschule
Am 7. Juli fand auch der Tag des Handwerks an der David-Schuster-Realschule statt. Minister Piazolo und Staatssekretärin Stolz informieren sich über die Projekte. Foto Julien Becker/StMUK

„Tag des Handwerks“ und „Digitale Schule der Zukunft“ an der David-Schuster-Realschule

Die Erinnerungskultur blieb dabei nicht das einzige Thema des Tages, denn am 7. Juli fand an der David-Schuster-Realschule auch der „Tag des Handwerks“ statt, an dem lokalen Handwerksbetrieben in besonderem Maße die Möglichkeit gegeben wird, ihre vielfältigen Berufsfelder praxisnah vorzustellen und gleichzeitig die Vorteile der dualen Ausbildung zu vermitteln.

Gleichzeitig ist die David-Schuster-Realschule Teil des Pilotversuchs „Digitale Schule der Zukunft“, bei dem bayernweit an rund 250 Schulen in ausgewählten Jahrgangsstufen das Lernen mit mobilen Geräten auf ein neues Level gehoben werden soll. Die Schülerinnen und Schüler erhalten dabei eigene, staatlich bezuschusste Notebooks oder Tablets, die sie sowohl im Unterricht einsetzen als auch für Hausaufgaben nutzen.

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