„Botanicals“: Trend mit Risiko

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Natürlich und harmlos? Exotische Nahrungsergänzungsmittel „Botanicals“ sind wenig reguliert

Nahrungsergänzungsmittel mit exotischen Pflanzen, Algen und Pilzen, sogenannte „Botanicals“, boomen. In der Werbung versprechen Produkte mit Ashwagandha, Maca und Co. etliche gesundheitliche Vorteile und erscheinen durch ihre „Natürlichkeit“ harmlos. Doch genau das Gegenteil kann der Fall sein. Eine ausreichende Regulierung und Kontrolle bezüglich der Verwendung und Bewerbung von Botanicals fehlt bis heute in der EU, so der VerbraucherService.

„Im Gegensatz zu Arzneimitteln unterliegen Nahrungsergänzungsmittel keiner Zulassungspflicht, da sie rechtlich als Lebensmittel gelten“, erklärt Annegret Hager, Ernährungsexpertin beim VerbraucherService Bayern (VSB). Verantwortlich für die Unbedenklichkeit der Produkte ist in der EU der Inverkehrbringer, behördlich geprüft wird die Sicherheit oder Wirksamkeit der In­haltsstoffe nicht. Vorschriften zu Höchstmengen und zur Sicherung von Qualitätsstandards für Botanicals fehlen.

Obwohl Empfehlungen seitens wissenschaftlicher Instanzen vorliegen, sind bisher nur sehr wenige Stoffe verboten oder beschränkt. „Unerforschte Substanzen und Überdo­sierung können für Verbraucher zum ungeahnten Gesundheitsrisiko werden. Über Trend­produkte mit Ashwagandha wurde beispielsweise bereits im Zusammenhang mit Leberschäden berichtet. Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten sind möglich, müssen aber nicht angege­ben werden“, so Hager.

Gesundheitsbezogene Aussagen („Health Claims“) sind für Botanicals bisher nicht zugelassen. Online finden sich dennoch zahlreiche Produkte, die trotz Verbot mit wissenschaftlich nicht nach­gewiesenen Wirkungen werben. Häufig sitzen die Hersteller im Ausland, was eine Abmahnung erschwert.

Tipps für Verbraucher zum Umgang mit Botanicals

  • Hinterfragen Sie Werbeaussagen kritisch, vor allem bei Produkten aus dem Online-Handel.
  • Beachten Sie das Risiko von möglichen Wechselwirkungen mit Medikamenten und Infor­mieren Sie gegebenenfalls auch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt über die Einnahme.
  • Vorsicht bei Produkten zum Abnehmen oder zur Potenzsteigerung: Hier können teils un­erlaubte Arzneiwirkstoffe ohne Deklaration auf der Verpackung beigemischt sein.
  • Verzichten Sie besser auf als kritisch eingestufte Pflanzenextrakte.

Achtung, gesundheitsschädlich!

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat folgende pflanzliche Stoffe als gesundheitsschädlich eingestuft, für fünf weitere liegen aktuell zu wenig Daten für eine Gewährleistung der Sicherheit vor:

  • Eisenhut (Aconitum spp.)
  • Fingerhut (Digitalis spp.)
  • Meerträubel (Ephedra spp.), bereits verboten
  • Weißer Stechapfel (Datura stramonium)
  • Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)
  • Aztekensalbei (Salvia divinorum Epling & Jativa)
  • Aristolochia (Aristolochia spp.)
  • Schlangenwurzel (Rauwolfia serpentina)
  • Khat (Catha edulis)

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