RSV: Dreimal so viele Babys auf der Intensivstation

Foto Christoph Soeder/dpa/Symbolbild

Krankheitswelle nach Lockerung der Corona-Maßnahmen: Vor allem Neugeborene und Säuglinge von Atemwegsinfektion betroffen

Die Kinder in Bayern waren im vergangenen Herbst und Winter je nach Alter bis zu fünf Mal häufiger wegen einer RSV-Infektion in einer Klinik als vor der Corona-Pandemie. Besonders heftig traf es Neugeborene und Säuglinge unter einem Jahr. Dies zeigt eine Analyse der Krankenkasse DAK. Demnach sehen Mediziner vor allem Nachholeffekte nach dem Abbruch der Kontakte durch die Corona-Maßnahmen als Ursache für das gehäufte Auftreten des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV).

Die Kinderarztpraxen und Kliniken im Freistaat waren zeitweise überlastet, weil so viele mit dem RS-Virus infizierte Kinder gleichzeitig behandelt werden mussten. Die Kassendaten zeigen nun eindrücklich, wie groß diese Welle war. Die unter Einjährigen kamen deswegen im vierten Quartal 2022 fünf Mal öfter in ein Krankenhaus als im vierten Quartal 2018. Der Anteil der Jüngsten auf den Intensivstationen hat sich in dieser Zeit mehr als verdreifacht.

Nach Corona: Kinder „holen Infektionen nach“

„Hochgerechnet auf alle im Freistaat lebenden Kinder mussten im Winter 2022 etwa 3350 Neugeborene und Säuglinge stationär behandelt werden“, schildert die DAK. Bei den Kleinkindern, also den Ein- bis Zweijährigen, sei der Anstieg deutlich geringer ausgefallen. In Summe aber gelte: Allein von Oktober bis Dezember 2022 wurden in Bayern fast doppelt so viele Kinder aufgrund von RSV in Krankenhäusern behandelt wie in der kompletten Vor-Corona-Saison 2018/19, die ein gesamtes Jahr umfasst.

Die Hauptursache für die ungewöhnlich ausgeprägte Welle sehen Mediziner in erheblichen Nachholeffekten nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen. „Durch diese kam es im März 2020 zu einem abrupten Abbruch der RSV-Saison 2019/2020. Darüber hinaus zu einem nahezu kompletten Ausfall der RSV-Saison im Herbst/Winter 2020/2021“, erläuterte der Leiter des Bereichs pädiatrische Infektiologie und Immunologie am Universitätsklinikum Würzburg, Johannes Liese. „Das Aufholen beziehungsweise Nachholen dieser RSV-Infektionen nach Lockerung der Corona-Maßnahmen führte zu einem überaus starken Wiederanstieg an RSV-Erkrankungen in allen Altersgruppen.“

Daran erkennen Sie eine schwere RSV-Infektion

Das war bereits in der RSV-Saison 2021/22 zu sehen, wenn auch noch nicht so stark wie während der jüngsten Welle. Der Anteil der Neugeborenen und Säuglinge im Krankenhaus stieg im Vergleich mit der letzten Vor-Corona-Saison 2018/19 um das Doppelte.

Gesunde Erwachsene erkranken nur selten schwer an RSV. Der Grund: Bis zum zweiten Lebensjahr hat sich normalerweise quasi jeder schon einmal mit dem Virus infiziert. Säuglinge hingegen, die sich zum ersten Mal infizieren, haben laut Krankenkasse oft einen schweren Erkrankungsverlauf. Häufig so schwer, dass sie ins Krankenhaus müssen. Kennzeichen für einen schweren Verlauf sind neben heftigem Husten oder Keuchen eine bläuliche Hautfärbung rund um Mund oder Nägel, geweitete Nasenflügel oder das Einziehen des Brustkorbs beim Atmen.

  • Was aktuell bei einer Krankschreibung zu tun ist, erfahren Sie hier!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert