Weniger FSME-Impfungen trotz höherem Risiko – Wissen ist die beste Waffe
Zecken sind kleiner als ein Stecknadelkopf, und doch kann ihr Stich große Folgen für unsere Gesundheit haben – und das nicht mehr nur im Süden Deutschlands oder im Frühsommer. Durch den Klimawandel siedeln sich in Deutschland neue Arten von Zecken an, und alteingesessene Varianten werden in neuen Regionen und das gesamte Jahr über aktiv. Dabei können diese Parasiten Krankheitserreger übertragen wie zum Beispiel die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Borreliose oder neuerdings auch Fleckfieber.
Etwa einer von hundert Zeckenstichen führt in Deutschland zu einer Borreliose. Neben grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber und Gliederschmerzen ist ein typisches Zeichen für diese bakterielle Erkrankung eine ringförmige Hautrötung, die in der Mitte blasser ist als am Rand. „In dem Fall gleich zum Arzt gehen – egal, ob man sich an einen Zeckenstich erinnert oder nicht“, appelliert Dr. Sonja Hermeneit, Ärztin bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse. „Denn im Frühstadium kann die Borreliose mit Antibiotika behandelt werden.“
Anders sieht es bei FSME aus, die von Viren verursacht wird. „Ist diese Erkrankung einmal ausgebrochen, können nur noch die Beschwerden gelindert werden“, erklärt Hermeneit. In 70 bis 95 Prozent der Fälle bleibt es zwar bei grippeähnlichen Symptomen, Fieber oder Kopfschmerzen, aber die Erkrankung kann auch schwer oder sogar tödlich verlaufen. „Spätfolgen können chronische Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder Lähmungen sein“, warnt Hermeneit.
Die gute Nachricht: Gegen FSME gibt es eine Impfung. Doch immer weniger Menschen entscheiden sich trotz steigendem Risiko für FSME dafür, wie Daten der KKH zeigen. Demnach ging die Quote der FSME-Impfungen von 2019, dem Vor-Corona-Jahr, auf 2021 bundesweit um 26 Prozent zurück. Zu den möglichen Gründen für den deutlichen Rückgang zählt die Konzentration auf die Corona-Impfungen und die damit verbundene Sorge, den Körper mit anderen Impfungen unnötig zu belasten.
Zecken: Klimawandel erhöht Infektionsrisiko
Die meisten FSME-Fälle treten in den Risikogebieten auf. Dazu zählen laut Robert Koch-Institut vor allem Baden-Württemberg und Bayern. Doch immer neue Risikoregionen kommen hinzu. „Das geht auch auf das Konto des Klimawandels“, sagt Ärztin Hermeneit. „Wir haben mehr milde Winter, im Frühjahr oft hochsommerliche Temperaturen und insgesamt eine steigende Durchschnittstemperatur. Daher überleben Zecken die kalte Jahreszeit, verbreiten sich stärker und sind in einigen Regionen sogar das ganze Jahr über aktiv.“ Auch die Zahl der Arten, die Krankheiten übertragen, nimmt zu. So werden in Afrika oder Asien heimische Hyalomma-Zecken immer öfter auch in Deutschland entdeckt und können beispielsweise Fleckfieber-Bakterien übertragen.
Informieren, vorbeugen und aufmerksam bleiben
Die FSME-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Kosten für Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen übernimmt die Krankenkasse für Erwachsene und Kinder, die in FSME-Risikogebieten innerhalb oder außerhalb Deutschlands leben, arbeiten oder Urlaub machen. Wichtig zu wissen: Diese Impfung schützt nicht vor Borreliose oder Fleckfieber. Deshalb rät Sonja Hermeneit für das gesamte Bundesgebiet:
- Lange Kleidung in freier Natur tragen.
- Anti-Insektenmittel verwenden.
- Den Körper zu Hause nach Zecken absuchen, insbesondere Kopf, Hals, Achseln, Armbeugen, Leisten und Kniekehlen.
- Zecken mit Hilfe einer Zeckenzange, -karte oder spitzen Pinzette dicht über der Haut greifen und langsam vollständig herausziehen, möglichst ohne sie zu quetschen, danach die Einstichstelle desinfizieren.
- Bei unvollständig entfernter Zecke zum Arzt gehen.
- Bei grippeähnlichen Beschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen, ringförmiger Hautrötung oder auch unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen beim Arzt auch das Thema Zecken ansprechen.
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