Würzburger Häfelesmess: Gerti Gundel verabschiedet sich

Letzte Gelegenheit: Gerti Gundel (r.) und ihre Schwester Bärbel freuen sich auf Ihren Besuch. Foto Gisela Schubert

Gerti Gundel ist bei der Häfelesmess 2025 mit ihren Pfannen zum letzten Mal auf einem Markt in Würzburg dabei

Zwei Markthändlerinnen, die als Originale kaum wegzudenken sind, verabschieden sich von den Würzburger Verkaufsmessen: Nach fast 60 Jahren hört Gerti Gundel (84) auf. Künftig wird es keinen Gerti-Gundel-Pfannenstand auf dem Oberen Markt mehr geben.

Damit geht eine Ära zu Ende. Die Kunden haben jetzt eine letzte Chance, „live bei Gerti“ eine neue Pfanne zu kaufen und ein Marktschwätzchen zu halten. Mit Gerti verabschiedet sich auch ihre Schwester Bärbel, die 30 Jahre an ihrer Seite war.

Seit ihrem 14. Lebensjahr ist Gerti auf Messen unterwegs, zunächst mit ihrer Mutter Barbara Rambichler. An ihrem Messestand verkaufen die beiden Strickwaren, auch in Würzburg, damals noch auf der Juliuspromenade. „Auf einer Verkaufsmesse habe ich dann meinen Ehemann kennen gelernt.“ Ein erster Verkaufsschlager für Erwin und Gerti Gundel ist eine Putz- und Polier­paste für alle blanken Metalle: Gundel-Putz gibt es noch heute.

„1971 haben wir eine neu entwickelte, kratzfeste Pfanne in unser Sortiment aufgenommen“,  erinnert sich Gerti. Die Pfanne kommt ohne Teflonbeschichtung aus, ist zum fettfreien Braten geeignet – und entwickelt sich zum Superprodukt, das Gertis weitere Karriere entscheidend prägen sollte. Nach der Trennung von ihrem Ehemann vertreibt Gerti ab 1992 ihre eigenen Pfannen unter dem Namen „Gerti Gundel“. Die Pfannen werden in einer deutschen Gießerei mit hohen Qualitätsansprüchen produziert und überzeugen auch Sterneköche. Damit ist der Grundstein für eine beispiellose Erfolgsgeschichte gelegt.

„Es ist furchtbar, aufzuhören. Aber irgendwann muss Schluss sein.“

Genauso wichtig wie die Qualität ihrer Pfannen ist für Gerti Gundel das Persönliche, das Menschliche. „Ich kann nur Produkte verkaufen, von denen ich überzeugt bin“, erklärt sie. Die Kunden lieben sie für ihre Kochtipps, ihre Kenntnisse der gesunden ayurvedischen Küche sind ein Trumpf im Beratungsgespräch. „Da vergesse ich manchmal sogar die Pfannen und zeige, wie man das Ghee zubereitet und erkläre, wie gut es für Gelenke, Magen und Darm ist.“ Ghee ist eine Art Butterschmalz, der im Gegensatz zu Butter so gut wie keine Milchproteine und nur noch sehr wenig Wasser enthält.

Gerti ist immer mit großer Leidenschaft auf die Märkte gegangen und hat in den verschiedenen Städten zahlreiche Freundschaften geknüpft. „Auch deswegen ist es furchtbar, jetzt aufzuhören. Aber irgendwann muss Schluss sein.“ Außerdem sieht sie, dass sich das Marktgeschehen verändert. Viele gestandene Markthändler haben aufgegeben, weitere werden folgen. Ein Trend hin zu Billigprodukten sei klar erkennbar. „Und die Leute kaufen immer mehr im Internet ein und nicht mehr im Fachhandel.“

Sie selbst hat noch nie irgendetwas im Internet gekauft, auch weil sie das persönliche Einkaufserlebnis im Laden liebt. Es bleibt daher die kleine Ironie, dass die Würzburger ihre Gerti-Gundel-Pfannen, Woks und Bräter immerhin noch online kaufen können: Unter www.gerti-gundel.de gibt es auch diverse Deckel, Küchenhelfer – und natürlich Gundel-Putz.

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