Frische Ideen für eine neue Posthalle

Visualisierung Martin Rapps

Aus für die Posthalle in Würzburg 2026: THWS-Studierende beschäftigen sich mit der Zukunft der Veranstaltungshalle am Hauptbahnhof

Im Frühjahr 2026 ist endgültig Schluss mit der Posthalle (Poha) am Würzburger Hauptbahnhof. Doch wie soll es nach Auslaufen des Mietvertrags weitergehen? Mit dieser Frage haben sich elf Studierende der Geovisualisierung an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) in ihrem vierten Semester auseinandergesetzt und verschiedene Konzepte entwickelt.

Unter dem Motto „Die Posthalle ist tot. Es lebe die Posthalle!“ haben die Studierenden unter Anleitung von THWS-Dozent Stefan Sauer Ideen rund um den Weiterbetrieb der Halle entwickelt. Schließlich ist die Posthalle mit jährlich bis zu 200 Veranstaltungen für bis zu 2.000 Menschen einzigartig in der Region und wichtiger Bestandteil der hiesigen Kulturszene.

Eine große Portion Realitätsnähe bekam das Semesterprojekt durch die externen Projektpartner: Joachim (Jojo) Schulz, der die Posthalle seit 2008 betreibt, gab wertvollen Input zu Hallengröße, Anforderungen und Logistik. Peter Wiegand und Uwe Kömpel vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Würzburg steuerten Expertenwissen rund um Infrastruktur und Stadtentwicklung bei.

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Die THWS-Studierenden mit Dozent Stefan Sauer (links) und den Projektpartnern Peter Wiegand und Uwe Kömpel (Stadt Würzburg) sowie Jojo Schulz (Posthalle). Foto Anja Legge

Aufgabe der Studierenden war es, einen geeigneten Standort auszuwählen und ein städtebauliches Konzept zu erstellen – mit Visualisierungen, Skizzen, Bildern, Planzeichnungen und Renderings. Neben Erreichbarkeit, Emissionsschutz und Rettungswegen sollten auch Backstage-Bereich, Anlieferung, Bewirtung und Sanitäranlagen sowie Büros, Lager und Werkstätten berücksichtigt werden.

„Schmelztiegel“ auf dem Schrottplatz

Bei einer Konzeptpräsentation haben die Studierenden ihre Ideen vorgestellt. Gleich fünf der elf Entwürfe drehten sich dabei um das Gelände des Neuen Hafens im Norden der Stadt: Martin Rapps entwirft einen „Schmelztiegel“ auf dem Schrottplatz, Justus Lippert nutzt den alten Kohlelagerplatz für eine Veranstaltungshalle, baut Bahnwaggons zu verschiebbaren Cafés und Werkstätten um und errichtet Schwimmpontons im Hafenbecken. Melanie Richter und Rebecca Ruttor skizzieren eine „Kulturinsel im Neuen Hafen“ – mit Veranstaltungshalle, Raum für Open-Air-Events und Volksfeste sowie Freizeitflächen. Das Problem der fehlenden Verkehrsanbindung lösen sie durch einen Fußgängersteg in die Zellerau. Lukas Roth macht das leerstehende Baywa-Gebäude zur Residenz der Poha 2.0.

Gasometer im neuen Gewand

Attraktiv ist auch der Bereich Ständerbühlstraße zwischen Bahnhof und Nordtangente. Bei Martin Wichmann und Christian Mandel ersteht sogar der ehemalige Gasometer in attraktivem Gewand neu – mit Veranstaltungshalle und Logistik, Freizeitangeboten und Gastronomie unter einer begrünten Glaskuppel. Lorenz Schroeter konzipiert die Poha 2.0 bewusst niedrig mit beschatteter Open-Air-Fläche und Raum für Foodtrucks, während Marius Peter einen „Rockschuppen“ auf dem alten Bahnareal vorschlägt.

Mut zu Luftigkeit beweist Philipp Watzke mit seiner „Poha am Main“. Sein rasch realisierbares Konzept an und unter der Brücke der Deutschen Einheit kombiniert eine winterfeste Halle mit fliegenden Bauten für den Open-Air-Betrieb. Vanessa Göpf bringt schließlich mit einer leerstehenden Halle der Firma Brose noch einen ganz neuen Standort ins Spiel.

Posthalle-THWS-3- Gasometer
Visualisierung Martin Wichmann

Für die beiden Stadtplaner Peter Wiegand und Uwe Kömpel sind die Entwürfe „spannend und inspirierend“. Manches sei „rasch realisierbar“, manches „sehr groß und komplex“. „Doch solche Visionen bringen uns voran und regen zum Weiterspinnen an“, ist Wiegand überzeugt. Mit der Posthalle GmbH sei die Stadt „in der glücklichen Lage, eine Betreibergesellschaft, ein funktionierendes Konzept und einen etablierten Markt zu haben“. Nun brauche es vor allem den politischen Willen, um einen Rahmen für den Weiterbetrieb zu schaffen. Dozent Stefan Sauer hebt, neben der großen Praxisnähe, die enorme Methodenvielfalt hervor, die die Studierenden bei der Umsetzung an den Tag legten: „Vom Skizzieren per Hand über Bauzeichnungen bis zum Rendern und Visualisieren war alles dabei.“

Und welchen Entwurf würde Jojo Schulz nehmen, wenn Geld ausnahmsweise keine Rolle spielen würde? „Das alte neue Gasometer“, antwortet der Hallenbetreiber ohne Umschweife, „weil es cool ist und gut zu Würzburg passt.“

Die Entwürfe sind online einsehbar unter: https://geovisualisierung.com/microsite/posthalle

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