Ruf nach Hundeführerschein wird lauter

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Ein freilaufender Hund tötet auf einem Spielplatz am Hubland einen Hasen. Das kommt immer wieder vor – brauchen wir die Hundeführerschein-Pflicht?

Vergangener Sonntag, in der Nähe des Urmeer-Spielplatzes am Würzburger Hubland: Zwei Zeuginnen beobachten, wie ein schwarzer Mischlingshund einem Hasen hinterherjagt. Die Halterin des Hundes will das Tier zu sich rufen. Aber der Mischling reagiert nicht, schnappt sich den Hasen und beißt ihn tot. Wie die Polizei meldet, läuft die Frau dann in Richtung Hublandcenter davon, ohne sich um den gerissenen Hasen zu kümmern. Der Mischling ist – genauso wie ein zweiter Hund, den die Frau dabeihat – nicht angeleint.

Die Zeuginnen informierten daraufhin die Polizei, die nun Ermittlungen aufgenommen hat und nach der bislang unbekannten Frau sucht. Dieser Vorfall ist kein Einzelfall: Innerhalb weniger Tage kam es laut der Tierrechtsorganisation PETA in Bayern zu insgesamt fünf Beißvorfällen, bei denen andere Lebewesen verletzt oder gar getötet wurden.

Jetzt hat PETA die Landesregierung in Bayern aufgefordert, einen Hundeführerschein einzuführen. So einen „Führerschein“ gibt es in Niedersachsen bereits seit 2013. „Meist liegt das Problem nicht bei den Hunden selbst, sondern bei ihren Halterinnen und Haltern. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Vierbeiner richtig zu interpretieren und zu verstehen. Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist somit in der Unwissenheit der Menschen zu suchen, nicht beim Tier“, so Björn Thun, Fachreferent bei PETA.

Fachkundig mit dem Tier umgehen

Nach einer von PETA in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage von August 2023 sprechen sich 68 Prozent der in Deutschland lebenden Erwachsenen für einen verpflichtenden Hundeführerschein aus. Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter und Halterinnen bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames Praxisseminar in einer Hundeschule.

Ein solcher Nachweis soll sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Denn eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern: Seit das Bundesland Niedersachsen im Juli 2013 den allgemeinen Hundeführerschein zur Pflicht machte, hätten sich dort seither nachweislich weniger entsprechende Vorfälle ereignet. Ab Juli 2026 müssen auch neue Halter in Bremen einen Hundeführerschein ablegen, um einen Hund halten zu dürfen. Dies umfasst sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Teil, der innerhalb eines Jahres nach der Anschaffung absolviert werden muss.

Auch einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. 

Ein verpflichtender Hundeführerschein hat laut PETA einen weiteren Vorteil: Er könne Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt angeschafft wurden.

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