Kommt ein Uhu zur Physiotherapie

Der Eibelstädter Physiotherapeut Werner Rauscheder (l.) mit seinem Patienten. Harald Dellert, Leiter der Auffangstation, assistiert während der Behandlung.

Die Greifvogel- und Eulenhilfe Würzburg päppelt verletzte Tiere wieder auf – Jubiläum: 40 Jahre Auffangstation

Die Auffangstation der Greifvogel- und Eulenhilfe Würzburg wurde 1980 von Falkner Jürgen Färber in Oberdürrbach gegründet und staatlich genehmigt. Seit dieser Zeit wurden etwa 3.500 Greifvögel und Eulen erfolgreich ausgewildert, unter anderem seltene Arten wie Fischadler, Wanderfalken, Sumpfohreulen, Baumfalken und Wiesen- bzw. Rohrweihe. Dieses Jahr wird die Auffangstation 40 Jahre alt.

Seit 2002 wurde die Greifvogelstation Jürgen Färber aus gesundheitlichen Gründen durch Falkner Harald Dellert unterstützt. Harald Dellert übernahm die Station übergangslos nach dem Tod von Jürgen Färber im Februar 2015.

Die Auffangstation besteht mittlerweile aus zwei Pflegestationen. Die schwerverletzten Greifvögel, Eulen und die Jungvögel kommen zuerst nach Oberdürrbach. Wenn die Vögel gesundheitlich stabil genug sind bzw. die Jungvögel selbständig fressen können, werden sie nach Veitshöchheim verlegt, damit sie vor der Auswilderung nicht mehr mit Menschen in Berührung kommen. Leicht verletzte Vögel werden direkt nach Veitshöchheim gebracht. Dort stehen mehrere Großvolieren für die Auswilderung bereit.

Volkacher Jäger meldet „Uhu zu Fuß“

Anfang Januar bekam das Team der Auffangstation von einem Volkacher Jäger die Meldung, dass er schon öfters einen Uhu zu Fuß unterwegs auf seiner Wildkamera hatte. Der vermeintliche „Infanterist“ (so nennt man einen verletzten Vogel, der zu Fuß unterwegs ist) war anscheinend nicht mehr flugfähig – und damit ein Kanditat für die Greifvogel- und Eulen Auffangstation von Harald Dellert.

Der Volkacher Jäger fing den größten unserer einheimischen Eulen, den europäischen Uhu (Bubo Bubo), ein und übergab ihn in die pflegende Hände von Dellert. „Wie zu erwarten, war das Tier ganz schön unterernährt und völlig entkräftet“, erzählt Harald Dellert.

Bei den Eingangsuntersuchungen wurde festgestellt, dass der Uhu seinen rechten Flügel nicht bewegen konnte. Allerdings konnten selbst durch mehrere Röntgenaufnahmen weder ein Bruch noch sonstige Muskel- und Sehnenverletzungen festgestellt werden.

Riesenvogel macht kleine Fortschritte

„Daraufhin haben wir Kontakt zum Physiocenter Werner Rauscheder in Eibelstadt aufgenommen und unser Problem mit der Eule geschildert“, so Dellert. Der Physiotherapeut war fasziniert von der Herausforderung, den 160 Zentimetern Flügelspannweite und den unglaublich schönen Augen des Uhus – und gleich wurden die ersten Termine ausgemacht und wahrgenommen.

Der Fortschritt ist in kleinen, aber spürbaren Schritten zu erkennen: Der Flügel geht von Behandlung zu Behandlung weiter auf. Jedoch bleibt noch viel Arbeit, den Vogel wieder in den Flug zu bringen.

Aus den Nestern gepurzelte Jungtiere

Die Auffangstation Harald Dellert hatte im Jahr 2019 einen Eingang von etwa 130 Greifvögel und Eulen, wovon zirka 110 erfolgreich ausgewildert werden konnten. Die restlichen 20 sind verstorben oder mussten vom Tierarzt erlöst werden.

Im Frühjahr hat die Auffangstation um Harald Dellert jede Menge zu tun mit aus den Nestern gepurzelten Jungvögeln von Turmfalken, Mäusebussarden, Waldohr- und Schleiereulen, Waldkäuzen, Rohr- und Wiesenweihen, Rotmilanen, Habichten, Sperbern, Wanderfalken, Baumfalken und Uhus sowie den kleinen Steinkäuzen. Ist ein Zurücksetzen ins Nest nicht möglich, müssen die kleinen Greifvögel von Hand aufgezogen und dann langsam wieder entwöhnt werden.

Besonders der Straßenverkehr fordert viele Opfer: Sitzt ein Greifvogel auf seiner Warte am Straßenrand und hat Beute erspäht so blendet er alles außer seiner Beute aus. Im Jagdflug nimmt er dann den lebensgefährlichen Verkehr nicht wahr – viele schlimme Unfälle passieren auf diese Weise. Knochenbrüche, Prellungen, Gehirnerschütterungen und weiteres müssen dann versorgt werden.

Dellert hat sein ganzes Leben und Handeln auf die Pflege der Tiere ausgerichtet, er und seine Helfer arbeiten unentgeltlich und ehrenamtlich. Gilt es mal keine Vögel zu versorgen, so leistet er und das Team Aufklärungsarbeit in Kindergärten, Schulen, Altenheimen, auf Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkten und überall sonst, wo Interesse an den gefiederten Zeitgenossen gezeigt wird. Unterstützt wird die Auffangstation durch den eigens hierfür gegründeten Verein Greifvogel- und Eulenhilfe Würzburg e.V.

Spenden und Patenschaften

Gerne werden Spenden und Patenschaften für die verletzten Vögel angenommen: Greifvogelhilfe e.V.

  • Sparkasse Mainfranken
  • IBAN DE67 7905 0000 0047 9868 72
  • Paypal: verein@greifvogelhilfe-wuerzburg.de

Kontakt für alle Belange ist Harald Dellert, Tel 0171 686 1666

www.greifvogelhilfe-wuerzburg.de

E-Mail verein@greifvogelhilfe-wuerzburg.de

Facebook: Auffang und Pflegestation für verletzte Greifvögel und Eulen

Mit 60 bis 75 Zentimetern Größe und einer Spannweite von 160 bis 170 Zentimetern ist der Uhu die größte europäische Eule. Er ist fast so groß wie ein Steinadler und wird deswegen auch „König der Nacht“ genannt.
Der Uhu kann in der freien Natur mindestens 19 Jahre alt werden, in Gefangenschaft sogar bis zu 60 Jahren. Er hat in der Natur keine natürlichen Feinde. Hauptursachen für seine Bestandsgefährdung sind vor allem Unfälle an Stromleitungen sowie im Schienen- und Straßenverkehr. Da der Uhu sehr empfindlich auf Störungen an den Brutplätzen reagiert, werden auch heute noch häufig die Horste zum Schutz des Uhus überwacht.

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