Internationales Filmwochenende als Onlinefestival

Das Festivalplakat des 47. Internationalen Filmwochenendes: Unverkennbar ist die Sehnsucht nach den „guten alten Zeiten“ vor Corona, als wir uns noch in ferne Länder aufmachen konnten und auch ein Friseurbesuch – wenn gewünscht – möglich war.

www.filmwochenende.de: Alle Filme im Live-Stream vom 28. Januar bis zum 3. Februar

Aufgrund des Lockdown findet das 47. Internationale Filmwochenende als reines Onlinefestival statt: Vom 28. Januar bis zum 3. Februar präsentiert sich unter www.filmwochenende.de ein ausgesuchtes Streaming-Programm aus Spielfilmen, Dokumentationen und einem Kurzfilmblock. Sowohl Kartenkauf als auch Streaming laufen dabei über die Filmwochenende-Webseite (www.filmwochenende.de). Hier können die Filmfreunde unkompliziert das Programm und spezielle Filminfos aufrufen, Trailer anschauen und direkt online bezahlen und streamen. 25 Filme und ein Kurzfilmblock werden gezeigt. Tickets kosten dieses Jahr 6 Euro; für 10 Euro gibt es zudem ein freiwilliges Soli-Ticket für Unterstützer und „Gemeinsamgucker“.

Unberührt von der ungewohnten Ausführung wird auch 2021 das FiWo-Publikum das letzte Wort haben und seine Festivallieblinge wählen. Mit einem Unterschied: In der 47. Ausgabe sind alle Filme Teil des jeweiligen Wettbewerbs Spielfilm, Dokumentation oder Kurzfilm. Abstimmen können die Festival-„Gäste“ nach der Sichtung eines Filmes.

Bruno Ganz in seiner letzten Rolle

Dass es ein ungewöhnliches Festival ist, schlägt sich auch im Programm nieder. „Winterreise“ vom dänischen Regisseur Anders Østergaard und der Ungarin Erzsébet Rácz etwa startete am 22. Oktober 2020 in den deutschen Kinos, eine Woche bevor der anhaltende Lockdown für Kinoschließungen sorgte. Das Publikum des Filmwochenendes kann noch einmal Bruno Ganz in seiner letzten Rolle sehen – als Georg Goldsmith, der sich schwer dabei tut, seinem Sohn aus seiner Zeit als Musiker im Kulturbund Deutscher Juden zu erzählen.

Mit großen Namen glänzt auch „Fuchs im Bau“ aus Österreich, wo etwa „Game of Thrones“- und „Gegen die Wand“-Star Sibel Kekilli zu sehen ist. „Game of Thrones“-Kollege Charles Dance gibt sich im Nachtschienen-Western „Fanny Lye Deliver’d“ die Ehre. Und im norwegisch-schwedischen „Hap (Hope)“ spielt Charakterdarsteller Stellan Skarsgård einen Ehemann, dessen Frau an einem Gehirntumor erkrankt.

Dieses Jahr geht es oft um den Verlust

Häufig geht es dieses Jahr um dieses so aktuelle Thema Verlust. In „Just Kids“ aus Frankreich folgen die Zuschauer drei elternlosen jungen Menschen, die ihr Schicksal ganz unterschiedlich verarbeiten. „Un vrai bonhomme“, ebenfalls aus Frankreich, geht es traurig und witzig zugleich um Tom, der bei einem gemeinsamen Autounfall seinen Bruder Leo verlor. Doch wirklich weg ist er nicht… Auch im türkischen Beitrag „Halef“ dreht sich alles um den Verlust eines Bruders und die Begegnung mit dessen angeblicher Reinkarnation. „Farewell Paradise“ aus den Niederlanden ist eine Dokumentation über eine zerbrochene Familie.

Wie so oft wurden viele Filme, die beim Festival gezeigt werden, bereits mit renommierten Preisen bedacht. Elio Germano beispielsweise, Hauptdarsteller in der italienischen Künstlerbiografie „Volevo nascondermi“, wurde auf der letzten Berlinale mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller ausgezeichnet. Dort heimste auch „My Name is Baghdad“ aus Brasilien den Jury-Preis für Jugendfilme ein. Das Drama „Nafi’s Father“ aus dem Senegal ging in Locarno als „Bestes Erstlingswerk“ hervor. „Acasa, My Home“ aus Rumänien überzeugte die Jury des DOK.fest München, wo auch „Regeln am Band, bei hoher Geschwindkeit“ mit dem Nachwuchspreis geehrt wurde. Die zweite „Nachtschiene“-Empfehlung „Boy Meets Gun“ räumte gar bei mehreren Festivals ab.

Zudem wagt das Internationale Filmwochenende mit „Dancing Mary“ wieder einen Blick nach Japan: „Albträumer“ und „Paradise Drifters“ heißen die Filmdebüts junger Filmemacher. In den Dokus „Was tun“, „Der schönste Platz auf Erden“, La langue est donc une histore d’amour“ und „Youth Unstoppable“ wagen engagierte Menschen neue Perspektiven. Und ziemlich skurril wird es in der iranischen Komödie „Old Men Never Die“.

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