Hände weg von Ästlingen!

Bild von soulflyman auf Pixabay

Wird ein Vogeljunges aus Unwissenheit mitgenommen, macht man es zur Waise

Als Ästlinge werden Jungvögel bezeichnet, die so weit entwickelt und vollständig befiedert sind, dass sie das Nest verlassen können, um das Fliegen und die eigenständige Futtersuche zu erlernen. Dabei werden sie von ihren Eltern begleitet und auch eine Zeitlang noch gefüttert. Vor allem junge Amseln, Elstern und Krähen, aber auch Spatzen und Meisen sind derzeit unterwegs. Oft können die Kleinen schon ein wenig fliegen oder hüpfen flink durch die Gegend.

Man findet sie überall, wo Vögel sind. Also nicht nur in Gärten, Parks und in der freien Landschaft, sondern auch mitten in der Stadt an zum Teil stark befahrenen Straßen. Da hockt dann so ein kleines Meisenkind am Bordstein und lässt sich meistens sogar einfach in die Hand nehmen. Ruhig sitzenbleiben und hoffen, dass man sie nicht sieht, ist ein typisches Ästlings-Verhalten.

Die meisten Menschen denken, dass das Vögelchen bestimmt aus dem Nest gefallen ist und dringend Hilfe benötigt. Nimmt man sich jedoch ein wenig Zeit und beobachtet aus der Entfernung, wird man feststellen, dass irgendwann die Vogeleltern kommen, um ihren Nachwuchs zu füttern und zu führen. Das kann unter Umständen Stunden dauern, denn die Altvögel sind mit der Futtersuche schwer beschäftigt.

Wird solch ein Vogeljunges aus Unwissenheit mitgenommen, macht man es zur Waise. Und da die wenigen fachkundigen Institutionen, welche die zeitraubende und am Ende auch nur semioptimale Betreuung übernehmen könnten, komplett ausgelastet sind, wird man sich bald die Frage stellen müssen: Wohin mit diesem unnötigerweise mitgenommenen Jungtier?

Vögel stören sich nicht an menschlichem Geruch

„Bitte ersparen Sie sich selbst und den Ästlingen sinnlose Aktionen und retten Sie wirklich nur aus dem Nest gefallene, sehr junge und meist wenig befiederte Küken sowie offensichtlich verletzte Tiere“, erklärt die Tierschutzorganisation „aktion tier – menschen für tiere e.V.“. Auf der Straße sitzende Jungvögel könne man zum Beispiel vorsichtig in ein Gebüsch am Rand bringen. Keine Sorge – Vögel stören sich nicht an menschlichem Geruch. „Aber bitte bringen Sie das Jungtier nicht zu weit weg. Die Altvögel müssen noch die Bettelrufe des Kleinen hören können.“ In jedem Fall lohnt sich vor einer vielleicht wenig hilfreichen Aktion der Anruf bei aktion tier oder einem anderen vogelkundlichen Verein.

Eine Ausnahme bilden hierbei übrigens Mauersegler, die immer Hilfe benötigen, wenn sie am Boden sitzen. Sie sind entweder total entkräftet, verletzt oder noch nicht flugfähig. Aufgrund ihrer speziellen Lebensweise fast ausschließlich in der Luft, gibt es bei dieser Vogelart auch keine Ästlings-Phase, denn Mauersegler können nicht auf Zweigen und Ästen sitzen und auch nur schwer auf dem Boden laufen.

Weitere Info: www.aktiontier.org

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert