Ein Rezept gegen den Ärztemangel

Thomas und Adrian Neundörfer möchten mithilfe des Pilotprojekts „Leasymed“ langfristig die Hausärzteversorgung auf dem Land sicherstellen. Foto Archiv Strätz GmbH

Von Unterfranken in die Welt? In Sand am Main wurde jüngst die erste komplett eingerichtete Leasymed Mietpraxis in Betrieb genommen. Maßgeblich daran beteiligt ist die Strätz FN GmbH Medizintechnik aus Estenfeld.

Trotz vielfältiger Bemühungen der betroffenen Landkreise und Kommunen leidet der ländliche Raum unter einer anhaltenden Abwanderungstendenz in Ballungsgebiete. Die Gründe hierfür sind hinreichend bekannt. So kehren etwa Studierende nach ihrem Abschluss selten in ihre Heimat zurück. Hier verbleiben in der Regel die „älteren Semester“ und Angehörige traditionellerer Berufsgruppen.

Die Tendenz gilt ebenso für Mediziner. Ärzte sind auf dem Land zunehmend Mangelware. Jedes Jahr gehen mehr Landärzte in den Ruhestand, als junge Mediziner ausgebildet werden. Zudem kollidiert die Arbeit in einer klassischen Landarztpraxis zumeist mit den Vorstellungen junger Fachkräfte von einem Berufsleben mit Teamarbeit und ausgewogener Work-Life-Balance.

In vielen Praxen fehlen die Nachfolger

Viele Praxisinhaber arbeiten trotz erreichtem Rentenalter unermüdlich weiter, weil ihnen Nachfolger fehlen, die ihre Praxen samt Patienten übernehmen. Andererseits scheitert so manche Übernahme durch interessierte Kollegen an deren Befürchtung, keinen Käufer zu finden, falls sie sich nach einigen Jahren doch wieder verändern möchten. So steht weiter zunehmend die hausärztliche Versorgung auf der Kippe.

Um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden, schlossen sich einige Unternehmen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und starteten vor Kurzem mit einem möglicherweise bahnbrechenden Konzept: der Leasymed Mietpraxis.

Die beteiligten Initiatoren stellen eine komplette Arztpraxis mit allen relevanten Bausteinen und Funktionen bereit. Der mietende Arzt (bzw. Ärztin oder auch Kommune) kann im Prinzip sofort mit der Arbeit beginnen. Auch eine Erweiterung nach individuellen Wünschen ist möglich.

Pilotprojekt startet in Sand am Main

Als erstes Projekt dieser Art startete am 6. April die Praxis des Allgemeinarztes Dr. med. Michael Eis in der unterfränkischen Gemeinde Sand am Main. Dieser wollte sich im Alter von über sechzig Jahren noch einmal selbständig niederlassen, ohne große Einmalinvestitionen und den organisatorischen Aufwand stemmen zu müssen sowie das erwähnte Nachfolgerisiko einzugehen. Als Leasymed-Mieter kann er die 100 qm große Praxis – nach frühestens 36 Monaten Mindestmietdauer – einfach zurückgeben.

Das Ziel der Leasymed-Erfinder ist die bundesweite Verbreitung dieses Konzepts, um die hausärztliche Versorgung abseits der Metropolregionen zu verbessern und den Mietern von Anfang an Stabilität zu gewährleisten. Schließlich ist nicht jeder Arzt von Haus aus Unternehmer.

Dass das Konzept bundesweit angelegt ist, zeigt die überregionale Zusammensetzung der Arbeitsgemeinschaft. Diese besteht aus Anwalts- und Steuerberatungskanzleien und Unternehmensberatungen, die sich auf die Ärzteschaft spezialisiert haben, daneben aus einem Sachverständigenbüro. Beteiligt ist auch eine Expertin für Praxisorganisation und schließlich die Strätz FN GmbH Medizintechnik, die in Nordbayern mehr als eintausend niedergelassene Arztpraxen, Mediziner, Kliniken, Kurkliniken, Physiotherapiepraxen und medizinische Einrichtungen betreut.

Unterstützung für strukturschwache Gebiete

Das Estenfelder Familienunternehmen engagierte sich mit Ihrer Kompetenz und großen Erfahrung in das Pilot-Praxis-Projekt in Sand am Main. Von der Zukunftsfähigkeit des Konzepts ist Geschäftsführer Thomas Neundörfer überzeugt: „Ich freue mich, dass wir dieses erste Projekt beispielgebend für alle, die an der regionalen hausärztlichen Versorgung interessiert sind, erfolgreich umsetzen konnten. Es würde mich zudem sehr freuen, wenn wir die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in den strukturschwachen Gebieten verbessern könnten und damit die Bereitschaft der Ärzte steigern, die sich einer solchen Aufgabe stellen wollen. Selbstverständlich ist auch ein wirtschaftlicher Erfolg des Konzepts für Strätz in unserem Interesse.“

Als zweiter Unterfranke ist die Würzburger Unternehmensberatung VISION-CO GmbH mit dem Schwerpunkt auf Nachfolgethemen Teil der Arbeitsgemeinschaft.

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